Mit diesem kurzen Beitrag soll Ihnen von BlüHen Mut gemacht werden. Mut, mal anders zu sein. Wie uns allen vertraut ist, versuchen bereits Naturschutzverbände, Städte und Gemeinden, unsere häufig verödeten und versiegelten Umgebungen zumindest durch Blühstreifen lebenswerter und naturnäher zu gestalten. Solche Blühstreifen enthalten bereits eine Vielfalt veschiedener Wildblumen, die über lange Zeit z.B. Wildbienen geeignete Nahrungsquellen bieten. Als Bürger können wir aber auch eine wichtige Unterstützung leisten. Indem wir „Unordnung“ zulassen. Das bedeutet hier, dass wir eben nicht jeden Grashalm auf ein DIN-Maß kürzen, sondern auch über den Winter hinaus die betreffende Fläche großenteils nicht mähen. Im besonderen bieten auch die Halme der größeren Pflanzen wie BeifußWilde KardeNachtkerze und andere in der kalten Jahreszeit mit ihren hohlen Stengeln den Insekten Möglichkeiten, ihrer „Nachkommenschaft“ und auch durch die noch vorhandenen Samenstände einen guten Start fürs nächste Jahr zu bieten. Mähen wir jedoch in dieser Zeit, so vernichten wir bereits jetzt die Nachkommen und damit auch das Vogelfutter fürs kommende Jahr. Auch die Vielfalt anderer Insekten wie von Schmetterlingen erhöht sich signifikant. Brennesseln sind nicht nur zum Ansetzen von Jauche ideal, sondern sind auch bei SegelfalternTagpfauenauge und anderen Schmetterlingen beliebt. Schauen Sie mal auf blühende Disteln, dann werden Sie bemerken, dass auch besonders schöne Schmetterlinge sich dort zum Nektarsaugen einfinden. Der Früchte, Knospen und Samen bedient sich dann auch der Distelfink (auch Stieglitz genannt), ein recht bunt gezeichneter Singvogel. Aber nicht nur der!

Der Stieglitz ist bei uns hier Ganzjahresvogel, d.h. er zieht im Winter nicht in den Süden und singt das ganze Jahr hindurch. Lediglich während der Mauser verstummen die kleinen Finken, ansonsten wird durchgesungen. Gleichzeitig lockern sich ansiedelnde Regenwürmer den Boden. Besonders wichtig sind auch Holzhaufen, hier besonders auch Totholz mit Laubresten, weil dort Igel, aber auch Blindschleichen – sie sind keine Schlangen, sondern Echsen und schon gar nicht giftig - und anderes Getier Überwinterungsmöglichkeiten und Lebensraum finden. Schnecken sind für sie eine Delikatesse.

Ist ein (sauberer) Bach in der Nähe, so kann man sogar bei Glück auf feuchtigkeitsliebende Feuersalamander treffen. Auch Ringelnattern können sich hier ansiedeln, besonders dann, wenn sich in der Nähe auch ein Komposthaufen findet. In deren Innern ist es auch im Winter meist schön warm und daher sehr geeignet als Nest für diese auch völlig ungiftige Schlange. Auch durch die Sonne erwärmte lockere Steinhaufen lieben sie. Dort können sie sich bei „Gefahr“ auch in das Innere zurückziehen. Sie halten im Garten u.a. Mäuse und Schnecken in Schach; ihre Feinde sind beispielsweise jedoch Greifvögel, Ratten, Hunde oder Katzen.

Wasserstellen und Futterplätze sollten übersichtlich gestaltet werden, damit die Tiere potentielle Angreifer frühzeitig erkennen und flüchten können. Wohin? In unserem Garten jedenfalls hat der Garten unordentliche Ecken und Sträucher, wohin sich diese Tierchen zurückziehen können.

Blühstreifen haben in der Anfangszeit bei den Gemeinden zu Beschwerden der Bürgerschaft wegen ihrer sogenannten „Unordentlichkeit“ geführt. Diese Auffassung hat sich jedoch rasch hin zur Unterstützung dieser Maßnahmen geändert. Die Bevölkerung sieht ein, dass hier ein wichtiger und vor allem erster notwendiger Schritt hin zur Fülle und Vielfalt in der Natur gegeben wird, der für uns alle von zunehmend unschätzbarem Wert ist.

Die Frage bleibt nur, wann auch der einzelne Bürger den Mut aufbringt, im eigenen Garten Kräuter blühen, aussamen und einfach mal sich entwickeln zu lassen.

Und ein letzter wichtiger Tip: der Pflegeaufwand hierfür ist geringer, preiswerter und auch die Kinder lernen gleichzeitig, wie reich, vielfältig und schön unsere Natur ist. Wenn man sie nur werden lässt. Auch Sie und selbst Ihre Nachbarn werden staunen.

 

Günter Wagner

 

P.S. Dieser Beitrag kann nur eine Anregung sein. Für weitere Infos sei das Buch von Sigrid Tinz empfohlen: Haufenweise Lebensräume, Pala Verlag.